SPD-Kreisvorstand beschäftigt sich mit Energienutzungsplan der Gemeinde Neuendettelsau und dem Klimaschutzkonzept des Landkreises Ansbach
In seiner Sitzung im vergangen Dezember hat der Kreistag des Landkreises Ansbach das neue Klimaschutzkonzept verabschiedet. Ebenfalls im vergangen Jahr hat die Gemeinde Neuendettelsau einen Energienutzungsplan erarbeitet und verabschiedet. In der jüngsten Sitzung des Kreisvorstands wurden nun die beiden Ausarbeitungen vorgestellt und diskutiert.
Wie Neuendettelsaus Bürgermeister Christoph Schmoll erklärte, werden in Neuendettelsau bereits 125 % des benötigten Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt. Allerdings werden rund 80 % der benötigen Wärme noch aus fossilen Brennstoffen erzeugt. Dies sei typisch für ländliche Regionen. Wichtig sei daher die sogenannte Sektorenkopplung: die Nutzung regenerativ erzeugten Stroms auch für die Wärmeversorgung. Eine Möglichkeit sei hierbei die Nutzung eines eigenen Wasserstoffgenerators. Als großes Thema betrachtet Schmoll die Möglichkeit, den erzeugten Strom in den Ballungsraum zu transportieren: „Die Netze sind ausgelastet und es gibt zu wenige Möglichkeiten, den erzeugten Strom in das überregionale Netz einzuspeisen.“ Hier müsse sich schnell etwas ändern, so der Bürgermeister. „Statt nur über die großen Nord-Süd-Trassen zu sprechen, muss die dezentrale Stromversorgung gezielt angegangen werden.“
Eine gute Basis für das Gelingen der Energiewende in Neuendettelsau sei das erstellte Gebäudekataster. „Mit diesem Kataster kann gebäudegenau das Potential für Solarthermie oder PV-Dachanlagen eingesehen werden.“ Zudem verfüge die Gemeinde über Daten zur Energieeffizienz des Gebäudebestandes und zu den eingesetzten Heizungsanlagen, insbesondere Heizölkesseln.
Als Kreisrat war Uwe Reißmann im Umweltausschuss über mehrere Runden an den Beratungen des Klimaschutzkonzepts des Landkreises beteiligt. Für den gesamten Landkreis zeige sich ein ähnliches Bild wie in Neuendettelsau: Der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromproduktion lag 2018 bei 147 %. Auch im Landkreis dominieren die fossilen Energieträger die Wärmeerzeugung. Hinzu komme im Flächenlandkreis der hohe CO2-Ausstoß aufgrund des Verkehrs. Während Deutschlandweit pro Einwohner 1,95 Tonnen CO2 pro Einwohner ausgestoßen werden, sind es im Landkreis 5,66 Tonnen. Somit stellt der Verkehr mit 50 % den größten Anteil am gesamten CO2-Austoß im Landkreis dar. Wiederum die Hälfte der verkehrsbedingten CO2-Emissionen entfallen auf den Autobahnverkehr. Zum Erreichen des im Konzept skizierten „Klimaschutzszenarios“ seien zwei Dinge notwendig: mindestens eine Vervierfachung der aus erneuerbaren Quellen erzeugten Strommenge und eine Reduzierung des gesamten Energieverbrauchs um 45 % des Werts von 2018. Kreisvorsitzender Hans Heinrich Unger bewertete es positiv, dass im Landkreis und in vielen Städten und Gemeinden Pläne zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes entstünden. „Ein wichtiger Bestandteil der Konzepte ist das Maßnahmencontrolling. Nur so kann sichergestellt werden, dass die gesetzten Ziele auch erreicht werden. Die Zeit des ‚Herumwurstelns‘ ist vorbei“, erklärte Unger.
Laut Christoph Schmoll müssen die Gemeinden und der Landkreis beim Klimaschutz eng zusammenarbeiten. „Der Klimaschutzmanager des Landkreises muss raus in die Kommunen und dort Mahner, Antreiber und Unterstützer sein. Wenn Klimaschutzmaßnahmen richtig umgesetzt werden, spart man mehr Geld als man ausgibt.“ Die Priorität für den Landkreis müsse beim Verkehr liegen. Städte und Gemeinden sollten bei der Stromerzeugung und Sektorenkopplung weiterkommen und gemeinsam müsse für die Verbesserung der Leitungsinfrastruktur gearbeitet werden.
Dem stimmte der Kreisvorsitzende zu, der als Kreisrat ebenfalls Mitglied des ÖPNV-Ausschusses im Landkreis ist. „Wir müssen beim Ausbau des ÖPNV schneller werden“, so Unger. Nach der Verabschiedung des Nahverkehrsplans 2019 sei jetzt die Zeit, den Blick zu weiten und nach innovativen Konzepten für unseren Flächenlandkreis zu suchen. „Es gibt hierzu einen Beschluss des ÖPNV-Ausschusses und ich habe dem Landrat Vorschläge gemacht, wie man hierbei vorgehen kann.“
„Wir stehen im Landkreis vor enormen Herausforderungen und wir müssen alles tun, um die gesteckten Ziele zu erreichen“, erklärte Uwe Reißmann. Trotzdem sei er skeptisch, dass es gelinge, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. „Wir werden auch in Europa massive Klimaveränderungen bekommen, die das Leben der Menschen in ungeahnter Weise verändern werden.“ Deswegen sei von der SPD-Kreistagsfraktion bereits mehrfach in den Beratungen eingebracht worden, dass auch Klimaanpassungsmaßnahmen notwendig seien.