Biogas ist besser als sein Ruf

03. April 2015

Variabel einsetzbare Energiequelle – SPD informiert sich im Energiepark in Merkendorf

Dass Biogas besser als sein Ruf ist, davon konnten sich die Mitglieder des Arbeitskreises Energie, Ernährung und Umwelt des SPD-Kreisverbandes Ansbach und viele weitere Interessierte bei einem Besuch im Energiepark Merkendorf überzeugen.

Der Sprecher des Arbeitskreises, Günther Schühlein, konnte dazu den Vorsitzenden der mittelfränkischen Biogasanlagenbetreiber im Biogasverband, Peter Hecht aus Weihenzell, sowie Gernot Buchta von der im Energiepark ansässigen Biogasfirma begrüßen, die circa 500 Anlagen lokal und europaweit geplant und gebaut hat und diese auch laufend betreut.

Beide stellten viele Fakten zum Stand der Energiewende aus ihrer praktischen Erfahrung vor. Der aktuelle Stand der Umsetzung der Energiewende in unserer Region aus der Sicht der Praxis im Bereich Biogas war Gegenstand des Gespräches. Dabei wurde über die jetzige und die künftige Rolle der erneuerbaren Energie Biogas informiert.

Peter Hecht nannte das im Jahr 2000 unter Kanzler Schröder geschaffene Erneuerbare-Energien-Gesetz „das beste Konjunkturprogramm für den Ländlichen Raum, da es – im Gegensatz zur vorherigen Energiepolitik – sehr viel Wertschöpfung gebracht hat, die auch in unserem Raum geblieben ist und dort viele Arbeitsplätze geschaffen hat“. Das beste Beispiel sehe man hier in Merkendorf im Energiepark, wo über 250 Arbeitsplätze entstanden sind. Außerdem konnten viele Landwirte, die von der Tierhaltung wegen der Preissituation alleine nicht leben konnten, über den Einstieg in die Strom- und Wärmeproduktion aus Biogas ihre Betriebe stabilisieren und erweitern.

Die erneuerbaren Energien stellen nach Aussage des Marketingleiters Gernot Buchta in der Summe schon heute mit etwa 28 % den größten Beitrag im Strommix vor Strom aus Kernenergie, Kohle oder Gas. Dabei sei und bleibe Biogasstrom vor allem bei uns in Westmittelfranken stark beteiligt, insgesamt aber gegenüber Solar- und Windstrom an dritter Stelle. Biogasstrom ist im Gegensatz zu den anderen Energien schon heute grund- und spitzenlastfähig. Das neue EEG fördert auch die technische Anpassung der Biogasanlagen, so dass die über 300 Anlagen in Westmittelfranken nach der Umrüstung bei Bedarf – wie zum Beispiel neulich bei der Sonnenfinsternis – zentral flexibel gesteuert und hoch- oder heruntergefahren werden können. Auch Peter Hecht betreibt eine solche flexibilisierte Anlage.

Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist die zusätzliche Wärmenutzung der Biogasanlagen über Nahwärmenetze in Westmittelfranken schon weit vorangekommen. So heizen bei etwa 160 Anlagen im Landkreis Ansbach schon 125 über Nahwärmenetze öffentliche Gebäude, Wohnhäuser, Ställe und Firmengebäude. Die Wärme werde im Sommer oft auch für Hackschnitzel-, Holztrocknung und Ähnliches verwendet. „Mittelfranken ist in der Wärmenutzung sogar Spitze“, so Peter Hecht.

Tatsache sei auch, dass der oft kritisierte Maisanbau zwar von etwa 20 auf im Durchschnitt 30 Prozent der Ackerfläche angestiegen sei, so Peter Hecht und Gernot Buchta. Mais habe aber sowohl von der CO2-Bilanz als auch von der Energiebilanz her viele Vorteile: Er bringt fünf- bis sechsmal mehr Energie als für den gesamten Anbau und Transport aufgewendet werden muss. Neben Mist und der Gülle aus der Tierproduktion sollen künftig weitere Energiepflanzen für die Beschickung der Biogasanlagen eingesetzt werden. Dies erfordert auch das sogenannte „Greening“ der neuen EU-Agrarpolitik, das die stärkere Diversifizierung der Ackernutzung ab 2015 verpflichtend fordert und honoriert.

Anwesende Kommunalpolitiker wie etwa der stellvertretende Landrat Kurt Unger aus Feuchtwangen mahnten in der Diskussion eine vernünftige Einpassung neuer Biogasanlagen in die lokale Flächennutzung und in die Kulturlandschaft an. Beide Referenten stellten aber fest, dass sich mit dem neuen EEG und seinen abgesenkten Einspeisevergütungen ein Bau von Neuanlagen nicht mehr rechnet und nur die Flexibilisierung sowie die Optimierung und Ergänzung der Bestandsanlagen mit möglichst vollständiger Wärmenutzung sinnvoll ist. Bei der Bündelung der nach EEG notwendigen Direktvermarktung des Stromes seien Zusammenschlüsse von Betreiberanlagen mit insgesamt mindestens fünf Megawatt Voraussetzung.

Anschließend an die sehr intensive und ins Detail gehende Diskussion hatten die Teilnehmer Gelegenheit zu einer durch Gernot Buchta geführten Besichtigung der Biogasanlage auf dem Werksgelände. Diese speist Strom ins Netz ein, versorgt aber auch die Firmenanlagen selbst sowie Teile des Energieparks mit Strom und Wärme. Der Arbeitskreis Energie, Ernährung und Umwelt des SPD-Kreisverbandes Ansbach will in Zukunft weitere regionale Beispiele aus den Bereichen Energiewende in ihren Auswirkungen auf Veränderungen unserer Region an Beispielen erkunden und mit den lokalen Akteuren vor Ort diskutieren.

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